top of page

Notfälle im Alter: Erkennen, vorbeugen und richtig reagieren

Typische Alters-Notfälle sind Herzinfarkt, Schlaganfall, Grippe; sowie Verschwinden oder Stürzen: Wenn Sie die Symptome kennen und vorbeugenden Massnahmen treffen, kann schon viel Risiko reduziert werden.



Direkt zu einem Thema springen:



Stürzen oder stolpern


Gemäss der SUVA ist das Stolpern und Stürzen die häufigste Unfallursache in der Schweiz. Risikofaktoren hierfür sind z.B. schlechtes Sehvermögen, abnehmende Muskelkraft aber auch externe Einflüsse wie Teppiche oder Schwellen.



Prävention eines Notfalls


1. Stolperfallen reduzieren


Viele Stürze können verhindert werden. Ein wichtiger Faktor für die Prävention ist die Wohnungseinrichtung:

Reduzieren Sie erstens Stolperfallen im Haus. Verbessern Sie ausserdem die Möglichkeit, sich bei Imbalance festzuhalten, z.B. durch Haltegriffe.



2. Training


Ein weiterer Faktor ist Gesundheit, z.B. abnehmende Muskelkraft. Die SUVA hat eine Präventionskampagne zum Thema Stolpern zusammengestellt. Hier finden Sie ein spezifisches Lernprogramm für mehr Muskelkraft, mit der das Stolperrisiko reduziert werden kann.



3. Checkliste: Fünf einfache Massnahmen

  1. Stolperfallen im Haus reduzieren – wie Teppiche, die Aufrollen, Dekoration am Boden, Ottomane, tiefe Couch-Tische, usw.

  2. Abnehmende Muskelkraft durch gezieltes Training stärken (SUVA-Präventionskampagne).

  3. Ausreichende Zimmerbeleuchtung in allen Räumen sicherstellen

  4. Auf schlaffördernde Medikamente möglichst verzichten

  5. Konsequentes Tragen von Brille/Hörgerät



Richtig reagieren im Notfall


  • Ist die Person nicht bei Bewusstsein? Kontrollieren Sie die Atmung, stabilisieren Sie die Person in Seitenlage und rufen Sie die Ambulanz (144).

  • Besteht der Verdacht auf Verletzungen am Rücken, Becken oder an den Beinen? Dann muss diese Person am Boden liegen bleiben, um Folgeverletzungen zu vermeiden. Rufen Sie die Ambulanz (144).





Fehldosierung Medikamente


Ältere Menschen müssen häufig mehrere Medikamente einnehmen. Es ist wichtig, die Medikamente gemäss ärztlicher Verordnung einzunehmen, um Gefahren zu minimieren.

Eine Fehldosierung der Medikamente lässt sich durch gute Organisation vermeiden. Im Zweifelsfall sollten Sie den Arzt kontaktieren.



Prävention eines Notfalls

  • Organisation mit einem Tablettenschieber/MediSchieber, MediDispenser oder einem ähnlichen Produkt.

  • ggf. Vorportionieren für die betreute Person.

  • Medikamente in den Originalverpackungen lassen und die Packungsbeilage sowie die ärztlichen Anweisungen nicht entfernen.

  • Medikamente an einem zentralen Ort aufbewahren und nicht im Haus "verstreuen".

  • Medikamentenliste nach jedem Arztbesuch aktualisieren.


Symptome

  • Die Symptome können von Medikament zu Medikament stark unterschiedlich sein.



Richtig reagieren

  • Bei Verdacht auf Fehleinnahme Rücksprache mit dem zuständigen Arzt.


Tablettendosierer
Gerade wenn mehrere Personen involviert sind (z.B. mehrere pflegende Angehörige), ist Übersicht wichtig - und mit dem Tablettenschieber einfach sicherzustellen.





Herzinfarkt & Schlaganfall


Ältere Personen leiden häufig an Bluthochdruck, was einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt begünstigt.


  • Ein Schlaganfall ist eine Durchblutungsstörung oder Blutung des Hirns. Je nachdem, welche Hirnregion betroffen ist, kann dies zu Folgen wie Halbseitenlähmungen oder Beeinträchtigungen der Sprachfähigkeit führen.

  • Ein Herzinfarkt ist eine Durchblutungsstörung im Herz, die starke Schmerzen verursacht. Als Folge kann die Herzfunktion eingeschränkt sein.



Prävention eines Notfalls


Laden Sie die Gratis-App «HELP Notfall» der Schweizerischen Herzstiftung runter. Sie erläutert die lebensrettenden Massnahmen bei einem Herz-Kreislauf- und Hirnschlag.



Symptome

  • Zeichen eines Schlaganfalls können plötzliche Sprachstörungen, Halbseitenlähmung oder Halbseitengefühlsstörung, sowie Sehstörung oder Schwindel sein.

  • Typische Zeichen eines Herzinfarkts sind heftige Brustschmerzen, häufig zusammen mit Atemnot.



Richtig reagieren

  • Bei den genannten Beschwerden sofort die Ambulanz (144) aufbieten.

  • Die betroffene Person sollte sich hinlegen bis zum Eintreffen der Hilfe, keine Medikamente einnehmen (bei Schlaganfall).

  • Person mit leicht erhobenem Oberkörper lagern. Enge Kleider (z.B. BH, Hemd) öffnen (bei Herzinfarkt).





COPD ("Raucherlunge") & Asthma-Anfälle


COPD steht für chronische obstruktive (lat. für "Verschluss") Lungenerkrankung, welche hauptsächlich durch Rauchen verursacht wird. In diesem Begriff sind zwei wichtige Merkmale enthalten: "obstruktiv" bedeutet, dass sich bei dieser Krankheit die Atemwege verengen. "Chronisch" bedeutet, dass die Krankheit sich langsam entwickelt. Ein Anzeichen für COPD ist Husten mit Auswurf.



Symptome


COPD ist eine Krankheit, die in Phasen verläuft. Das erste Anzeichen dafür ist meistens ein Husten, der "nicht weggehen will". Zu Beginn merkt man das vielleicht nur, wenn man sich bewegt.


Vor allem Morgens leiden Betroffene. Wenn der Husten mit der Zeit nicht besser wird, sondern schlimmer, sollte man zum Arzt.


Chronische oder akute Symptome sind:

  • Starke Atemnot, Angst zu Versticken

  • Husten

  • Auswurf

  • Engegefühl im Brustraum

  • Geräusche beim Atmen


Richtig reagieren

  • Reservemedikamente gemäss ärztlicher Notfallverordnung einnehmen.

  • Dauert ein Anfall länger als gewöhnlich, oder tritt er zum ersten Mal auf: Kontaktieren Sie den zuständigen Arzt.

  • Helfen Sie der Person, ruhig ein- und auszuatmen. Versuchen Sie die Person zu beruhigen.

  • Die Person soll sich hinsetzen und mit den Armen auf der Stuhllehne abstützen. Vermeiden Sie körperliche Anstrengung.


Mehr Informationen


Auf der Website der Lungenliga finden Sie weiterführende Informationen.





Diabetische Notfälle


Wenn jemand an Diabetes leidet, kann es zu einer Unterzuckerung kommen. Auslöser können eine zu niedrige Kohlenhydratzufuhr oder eine Fehldosierung der Medikamente sein.

Der Begriff Diabetes mellitus steht für verschiedene Störungen des Stoffwechsels. Das Hauptmerkmal ist die chronische Hyperglykämie (Überzuckerung), weshalb man auch von der „Zuckerkrankheit“ spricht. Der Grund hierfür ist eine gestörte Insulinausschüttung oder eine gestörte Insulinwirkung.

Insulin ist ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Personen, die erst im Alter Diabetes entwickeln, leiden häufig an Diabetes Typ 2. Begünstigt wird die Entwicklung häufig durch Übergewicht oder Bewegungsmangel, aber auch durch Erbanlagen.



Prävention eines Notfalls


Notfälle bei Diabetiker:innen können sehr schnell entstehen. Dann muss man sofort richtig reagieren. Durch eine stabile Diabeteseinstellung und regelmässige Messungen des Blutzuckers wird das Risiko eines Notfalls deutlich verringert.


Der häufigste Notfall bei Diabetes Typ 2 ist die Unterzuckerung: Sie kann entstehen durch zu viel Insulin, blutzuckersenkende Tabletten, zu wenig Essen oder zu viel Alkohol.


Für den akuten Notfall raten wir:

  • Eine Unterzuckerung kann man in der Regel stoppen, indem man Kohlenhydrate isst und damit den Abfall des Zuckers im Körper bremst. Man sollte darum stets Traubenzucker dabei haben. Droht eine Unterzuckerung, dann nimmt man 1-2 Traubenzucker zu sich.

  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt auch über Glucagon-Spritzen.

  • Ihre Diabeteserkrankung muss dem medizinischen Personal bekannt sein. Dazu hilft ein Diabetiker-Pass im Portemonnaie.



Symptome


Eine Person mit Diabetes muss streng auf ihre Ernährung achten und regelmässig Insulin spritzen. Achten Sie auf diese Symptome.

  • Heisshunger, Übelkeit (mit Erbrechen), Schwäche.

  • Nervosität, Unruhe, Schwitzen, Zittern.

  • Teilnahmslosigkeit bis hin zur Bewusstlosigkeit.



Richtig reagieren

  • Geben Sie der Person rasch aufnehmbaren Zucker, z.B. einen Traubenzucker, Süssgetränke oder Saft. Dies gilt nur bei wachen Personen!

  • Bei schweren Symptomen: Rufen Sie die Ambulanz (144).







COVID-19, Grippe & Lungenentzündung


Durch breit bekannte Hygienemassnahmen lassen sich Infekte verhindern. Für ältere Leute empfiehlt sich ausserdem die Covid-Booster- und Grippeimpfung.


Weil ältere Menschen in der Regel ein schwächeres Immunsystem haben, besteht eine erhöhte Gefahr, an Bakterien oder Viren zu erkranken. Schwere Atemwegsinfektionen können auf die Lungen schlagen und eine Lungenentzündung auslösen.



Prävention eines Notfalls


Symptome

  • Erkältung, Husten (mit Auswurf), Fieber, Abgeschlagenheit.

  • Reduzierter Appetit und Flüssigkeitseinnahme.



Richtig reagieren

  • Je nach Ausprägung der Beschwerden Rücksprache mit dem behandelnden Arzt.






Blasenentzündung


Blasenentzündungen sind im Alter häufig. Grund dafür sind häufig physiologische Veränderungen im Körper. Auch Diabetes kann ein Auslöser sein, oder wenn eine Person einen Katheter verwendet.


Mit viel Trinken lassen sich Blasenentzündungen vorbeugen. Bei Verdacht auf eine Blasenentzündung kann man via Urinanalyse die Diagnose stellen.


Prävention eines Notfalls

  • Genügend trinken.

  • Regelmässig pinkeln (wenn man Harndrang verspürt).

  • Den Genitalbereich regelmässig waschen und keine speziellen Seifen (z.B. Vaginalseifen) verwenden.

  • Hochwertige Unterwäsche aus Baumwolle tragen und diese mindestens täglich auswechseln, um das Vermehren von Bakterien zu verhindern.

  • Falls Produkte für Inkontinenz verwendet werden, sollten auch diese häufig ausgewechselt werden.

  • Gute Blutzuckereinstellung bei Diabetes (via Arzt).


Symptome

  • Erhöhter Harndrang.

  • Zum Teil blutiger Urin, Schmerzen beim Wasserlösen, Fieber.

  • Unruhe, Schmerzen im Unterbauch, Verwirrung.


Richtig reagieren

  • Je nach Ausprägung der Beschwerden Rücksprache mit dem behandelnden Arzt.

  • Bei Verdacht auf eine Blasenentzündung kann man via Urinanalyse die Diagnose stellen. Es gibt auch Möglichkeiten für einen Heimtest via sogenanntem Urin-Stick-Test. Dieser weist bei einer Entzündung das Vorhandensein von Leukozyten (weisse Blutkörpern) und weiteren Stoffen nach. Aber Achtung: Für eine endgültige Diagnose sollte man zum Arzt.






Generelle Notfallprävention


Zum Schluss möchten wir Ihnen einige generelle Tipps geben, wie Sie für den Notfall eines Angehörigen gewappnet sind:

  • Stellen Sie ein Notfallset mit den spezifischen Medikamenten oder Hilfsmitteln zusammen (z.B. bei Diabetikern Traubenzucker).

  • Erstellen Sie ein Notfallmäppli für Ihren Angehörigen.

  • Sorgen Sie in der Familie respektive im Umfeld für Aufklärung.


Alle Tipps finden Sie in unserer Liste: Notfälle im Alter: In 12 Schritten gewappnet.




bottom of page