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Selbständig Wohnen im Alter: 6 Tipps für Angehörige 


Damit ältere Personen im eigenen Zuhause bleiben können, müssen Barrieren beseitigt werden. Auch Hilfsmittel tragen zum Erhalt von Selbständigkeit bei. Aber das Thema muss geschickt angegangen werden.


Wir geben eine Übersicht und konkrete Ratschläge. Für Eilige: Lesen Sie unsere Zusammenfassung: Was pflegende Angehörige unbedingt wissen müssen.



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Punktuelle Anpassungen sorgen für mehr Sicherheit und Lebensqualität.


​Zuhause wohnen bleiben – auch im Alter – ist das Bedürfnis der meisten Menschen. Früher wurden Wohnungen und Häuser jedoch meistens nicht für spätere Altersgebrechen konzipiert: Das Haus hat dann zum Beispiel steile Treppen oder eine Badewanne anstatt Dusche.


Zum Glück gibt es viele Möglichkeiten, das Zuhause anzupassen. Und das muss nicht teuer sein. Und auch mit Hilfsmitteln kann man die Selbständigkeit und Lebensqualität fördern.




Was bedeutet "altersgerechtes Wohnen"?


«Altersgerechtes Wohnen» bedeutet zum Beispiel, dass man Hindernisse reduziert, die ein Sturzrisiko darstellen. Oder man nimmt Installationen vor, die mehr Komfort ermöglichen.


Ein Beispiel hierfür sind Toilettenaufsätze für Senioren, die ein höheres Sitzen und somit ein weniger mühsames Absitzen und Aufstehen ermöglichen.


Bereits mit kleinen Massnahmen kann man “altersgerechte(re)s” Wohnen fördern, ganz ohne Expertenhilfe. Durchforsten Sie die Wohnung systematisch und fragen sie sich, wo mögliche Gefahren lauern oder wo Optimierungspotential für ein besseres Leben besteht.


Beispiele:

  • Ein höhenverstellbarer Geschirrspüler sorgt für mehr Komfort.

  • Ein Senioren-gerechter CD-Player erhöht die Lebensqualität und sorgt für Unterhaltung.

  • Hellere Glühbirnen = mehr Licht reduziert das Stolperrisiko in dunklen Ecken des Hauses.




Wie vorgehen: 6 Konkrete Tipps


Gerade bei graduell steigender Hilfsbedürftigkeit im Alter kommt der Bedarf, die Wohnung (oder den Lebensstil) anzupassen, nicht von heute auf Morgen. Das Thema kommt bei Angehörigen eher schleichend auf.


Vielleicht haben Sie bei Ihren alternden Angehörigen (in den meisten Fällen sind das die betagten Eltern) Veränderungen festgestellt, die Ihnen Sorgen bezüglich Sicherheit oder Selbständigkeit bereiten. Oder Sie beobachten, wie die Lebensqualität aufgrund chronischer, körperlicher Leiden gesunken ist.


Ein häufiges Beispiel: Ihr:e Angehörige:r versteht wegen schlechterem Hören den Fernseher nicht mehr so gut oder kann aufgrund einer Sehschwäche die Zeitung nicht mehr lesen.



Was dann? Folgende Tipps und Gedankenanstösse helfen Ihnen weiter.



1. Überzeugungsarbeit kann nötig sein


Vielleicht sind Ihre Angehörigen zunächst nicht erfreut über Ihre Idee, Massnahmen vorzunehmen – und nicht nur wegen der Kosten. Hilfsmittel beanspruchen bedeutet auch ein Eingeständnis, dass man Hilfe braucht, und das ist kein leichtes Thema.


Scheuen Sie aber das Gespräch nicht – denn es ist wichtig. Folgende Tipps helfen Ihnen:


  • Sprechen Sie vielleicht zuerst mit anderen Familienangehörigen, damit Sie abgestimmt vorgehen.

  • Klären Sie ebenfalls vorher ab, welche Hilfestellungen es wirklich gäbe, bevor Sie ins Gespräch gehen. Wenn Sie konkrete Argumente (aber nicht fertige Lösungen!) parat haben, ist das "Verkaufsgespräch" einfacher als wenn Sie selber nicht recht Bescheid wissen.

  • Kommen Sie aber nicht mit fertigen Lösungen, sondern mit Gedankenanstössen. Wie bei allen Veränderungssituationen ist es wichtig, die betroffene Person an der Lösungsfindung teilhaben zu lassen.

  • Greifen Sie das Thema nicht als Problemthema auf, sondern sprechen Sie es sachlich und vielleicht sogar mit einer positiven Konnotation an (vgl. Tipp Nr. 3).

  • Überfallen Sie die Person nicht, sondern gehen Sie das Thema behutsam an, zunächst vielleicht durch Andeutungen. Lassen Sie der Person Zeit, sich eigene Gedanken zu machen und sich damit abzufinden.

  • Wenn die Person sehr ablehnend reagiert, dann akzeptieren Sie das zunächst. Bringen Sie das Problem bei einer anderen Gelegenheit behutsam wieder auf. Wir nennen das sorgfältige Hartnäckigkeit.


Es ist aber auch bei Widerstand wichtig, das Thema nicht zu begraben oder zu verdrängen. Denn es ist umso schwieriger, je länger man wartet.


Stellen Sie sich vor, eine Person mit fortschreitender Demenz oder schwindender Sehkraft muss sich an Änderungen gewöhnen. Das ist viel schwieriger, als wenn man das Thema früher angepackt hätte. Ausserdem sind Veränderungen psychologisch leichter zu akzeptieren, wenn Sie noch gar nicht wirklich nötig sind.



2. Beginnen Sie mit kleinen Veränderungen


Wahrscheinlich wohnen Ihre gepflegten Angehörigen in einer Wohnung oder in einem Haus, das nicht mit Hinblick auf eine Behinderung oder auf das Alter gebaut wurde. Darum sind gewisse Dinge suboptimal gelöst. (Heutzutage wird beim Bauen das Alter begrüssenswerterweise mehr antizipiert als früher.)


Zum Glück gibt es eine Menge an Innovationen, die eine nachträgliche Korrektur möglich machen. Nicht in jedem Fall ist ein Umbau nötig. Bereits mit kleinen Massnahmen, wie wir Sie weiter oben genannt haben, können Sie schon viel bewirken.​


Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man bereits mit 100, 200 oder 500 Franken ein Zuhause deutlich sicherer machen kann!



​3. Auf positive Veränderungen fokussieren​


Es gibt nicht nur Produkte, die das Leben unterstützen, wenn die Bedingungen sich verändern – sondern auch solche, die es aktiv verschönern.


Beispiel: Häufig sind ältere Personen von Innovationen abgeschnitten. Die Kinder und Enkel nutzen Smartphones, hören Podcasts und nutzen natürlich Google tagtäglich. Die betagten Eltern resp. Grosseltern hingegen kennen nur das Radio und die Enzyklopädie, die im Regal Staub fängt... Das ist schade! Gerade für ältere Personen, die Zeit haben und manchmal gelangweilt oder einsam sind.


Gedankenanstoss: Wie wäre es, wenn Sie Ihrer Grossmutter auf Weihnachten ein Audible-Abo schenken (anstatt Pralinés)? Oder ein Smartphone mit bereits heruntergeladenen Podcasts?



Auch ein Tablet ist eine Veränderung: Vielleicht hätte auch Ihr:e Angeöhrige:r Freude, neue Technologien zu entdecken. Dazu benötigt sie/er aber Ihre Hilfe.


Fokussieren Sie also auch auf solche Produkte und Lösungen, wenn Sie Veränderungen vorschlagen. Bündeln Sie vielleicht die Veränderungen, so dass sich etwas Positives mit etwas "Negativem" paart.


Sprechen Sie auch an, dass durch die Veränderung (das “Negative”) etwas Positives entsteht, nämlich der Erhalt der Selbständigkeit.


Beispiele:

  • Ein Stuhl in der Dusche ist zwar nicht sonderlich ästhetisch, sorgt aber dafür, dass man ohne Hilfe duschen kann.

  • Eine altersgerechte Fernbedienung erinnert ans Alter, jedoch ermöglicht sie auch das einfachere Zappen.



4. Zuallererst: Stolperfallen reduzieren


Ein guter Startpunkt ist es auch, die Wohnung einmal ganz durchzumarschieren, und sich zu fragen: Wo lauern Stolperfallen und -risiken? Denn Stolpern ist einer der häufigsten Gründe für Notfälle im Alter. Diese zu Reduzieren erfordert minimalen Einsatz.


Hier sind 5 schnell umsetzbare Tipps für das Zuhause:


  • Entfernen Sie kleine Gegenstände, die am Boden rumstehen, z.B. Blumentöpfe, Ottomane oder Deko-Artikel (oder stellen Sie diese auf Regale). Reduzieren Sie sofern möglich Schwellen, über die man stolpern kann.

  • Analog dazu: Entfernen Sie Teppiche mit aufgerollten Rändern. Darüber kann man ganz leicht Stolpern!

  • Umgekehrt: Schaffen Sie Anti-Rutsch-Matten für das Bad an. Fragen Sie sich, wo Nässe im Haus entstehen kann, und legen Sie dort saugfähige, glatte Teppiche hin.

  • Hausschuhe sollten ein gutes Profil haben. Socken, vor allem Wollsocken, fördern das Ausrutschen.

  • Bringen Sie Läufe an Treppen oder kleinen Stürzen im Garten an. Beachten Sie bei Treppen, dass Parkett oder glatter Plattenboden sehr rutschig sein kann.

  • Sorgen Sie für gute Beleuchtung in allen Räumen und Gängen.

  • Im Winter: Passen Sie unbedingt auf, dass kein Eis entsteht.


Und hier noch 4 weitere Lifestyle-Tipps:

  • Mit Hörgerät und einer Brille mit aktueller Korrektur hat die Person mehr sensuelle Kontrolle, wenn Sie herumläuft.

  • Ein Gehstock sorgt für mehr Sicherheit (allerdings ist hier die mentale Überwindung verständlicherweise besonders gross).

  • Erhöhte Stolpergefahr kann auch aufgrund von Alkohol oder Einnahme von Medikamenten entstehen.

  • Viele Krankenkassen bieten Broschüren an mit Übungen, welche gezielt die Gangsicherheit fördern.



5. Raum für Raum durchgehen​

Fragen Sie sich:

  • Ist das Bad barrierefrei?

  • Muss man sich verbiegen, um Küchenregale zu erreichen?

  • Ist der Eingang genügend ausgeleuchtet?

  • usw.

Gehen Sie jeden Raum durch und überlegen Sie, wie Sie diesen optimieren können.



6. Professionelle Hilfe beiziehen

Es gibt diverse Beratungs- und Hilfsangebote zum Thema «Wohnen im Alter». Suchen Sie mit entsprechenden Suchworten in Google nach Dienstleistungen in Ihrer Region.


Wir empfehlen Ihnen ausserdem, diese Stellen anzusehen. Hier finden Sie sehr viele Tipps:

  • Die Age Stiftung Schweiz widmet sich dem Thema «Wohnen und Älterwerden»:

  • Unter wohnenimalter.ch finden Sie Fachberatung und Ressourcen (z.B. Checklisten) zum Thema Wohnen im Alter.

  • Auch die Familienspitex bietet Ihnen Rat und Tat im Rahmen, damit Ihre Angehörigen selbständig leben können.




Zusammenfassung: Was pflegende Angehörige wissen müssen.


  • Viele Wohnungen und Häuser sind nicht mit Hinblick auf das Alter gebaut. Zum Glück ist altersgerechtes Wohnen in vielen Fällen bereits durch kleine bauliche Massnahmen förderbar.

  • Das Thema kommt graduell durch zunehmende körperliche und/oder mentale Veränderungen bei gepflegten Angehörigen (z.B. betagten Eltern) auf und kann darum Schritt für Schritt angegangen werden.

  • Bei der Kommunikation sollte man (auch) auf positive Veränderungen setzen, um die betroffene Person zu überzeugen. Man sollte sie nicht überfallen und so weit als möglich einbeziehen in den Entscheidungsprozess.

  • Mit kleinen & positiven Veränderungen gelingt ein psychologisch verkraftbarer Umstellungsprozess. Man kann Angehörige auch mit Geschenken (positive Veränderungen!) für den Wandel begeistern... Haben Sie sich zum Beispiel schon einmal überlegt, Ihrer Mutter oder Grossmutter in Tablet zu schenken?

  • Am besten analysiert man das Zuhause Raum für Raum und vermindert in einem allerersten Schritt Stolperfallen.

  • Professionelle Hilfe bieten die Age Stiftung Schweiz sowie die Fachberatungsstelle wohnenimalter.ch.


Die Familienspitex steht Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite. Im Rahmen unserer Pflegeunterstützung speziell für pflegende Angehörige helfen wir Ihnen umfassend.



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